Anja Ibsch (Berlin), 1968 geboren und seit 1993 als Installations- und Performancekünstlerin tätig, schafft Werke, die sich intensiv mit der Erforschung von persönlichen, kulturellen und sozialen
Aspekten der menschlichen Präsenz beschäftigen. Im Zuge dessen befasst sich die Künstlerin in ihrer Recherche mit dem Ausloten von Toleranzgrenzen des eigenen Körpers, dem innersten Stoff der
Performancekunst. Häufig vermittelt über Mythen und Ikonisches, über Metaphernkomplexe wie Opfer und Offenbarung, sucht sie in ihren Arbeiten Verbindungslinien zwischen ihrem Körper und der Erde,
besser gesagt: der Erdhaftigkeit als Prinzip. In ihren zahlreichen Performances, die sie überall in Europa, in Asien und Amerika realisierte, arbeitete sie mit der Einverleibung von Staub des
jeweils spezifischen Ortes, bot ihre Haut als Oberfläche und Nistplatz für Würmer an oder schmolz Eis auf ihren Augen, vollführte also sehr harte Eingriffe in das eigene Selbst.
Es ist eine Art und Weise mit den „Zellen zu denken“, das „Erinnern der Zellen“ zu aktivieren, so beschreibt die Künstlerin ihr Vorgehen selbst, eine sehr biologistisch motivierte Sinngebung
also. Bildhaft werde hier „ein Stellvertreter“, „ein Doppelgänger“ als Repräsentation gebaut, das Ergebnis, die Kunst, ist ein kristallisiertes Gespräch der beiden: des eigenen Körpers und des
Kunstkörpers. (Enno Stahl)